Leben einer Heiligen

Edith Stein, die jüdischer Herkunft war, wurde 1891 als Tochter einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Breslau (heute: Wroclaw) geboren. Sie studierte Philosophie, Germanistik, Geschichte und Psychologie. Am 1. Jänner 1922 trat Edith Stein zum katholischen Glauben über. Im Herbst 1922 nahm sie eine Stelle als Lehrerin am Lehrerinnenseminar in Speyer an. Das Seminar wurde von Dominikanerinnen geführt. Edith Stein wohnte im Kloster und lebte wie eine Ordensfrau.

„Von 1922 bis 1932 unterrichtet sie u.a. an der damaligen Lehrerinnenbildungsanstalt Speyer (Deutsch, Geschichte). Ab 1926 trifft Edith Stein mit unzähligen Leuten in ganz Europa zusammen. In zahlreichen Fortbildungsprogrammen wird sie als Vortragende eingeladen. In den Jahren bis 1932 wird sie über dreißig Veranstaltungen in Deutschland, Österreich, in der Schweiz und in Frankreich zu Themen der Pädagogik, Bildung und Schule, die Frau – ihre Identität und die Frau in der Gesellschaft – und philosophischen Fragen halten. 1930 hält sie als einzige Frau einen Vortrag in der großen Aula der Universität Salzburg bei einer Tagung, die zur Etablierung der Salzburger Hochschulwochen führt. Am 30. 5. 1931 hält sie in Wien den Vortrag „Elisabeth von Thüringen. Natur und Übernatur in der Formung einer Heiligengestalt“ im Niederösterreichischen Landhaus, Herrengasse 13.“

In der Sorge um die jüdischen Menschen angesichts des NS-Terrors ab 1933 wollte Edith Stein nach Rom zu Papst Pius XI. fahren und ihn persönlich bitten, eine Enzyklika gegen die Judenverfolgung zu veröffentlichen. Dazu kam es allerdings nicht, stattdessen schrieb sie dem Papst einen Brief. Am 15. Oktober 1933 trat sie in den Kölner Karmel ein.

Nach dem NS-Pogrom am 9. November 1938 war klar, dass Edith Stein aufgrund ihrer jüdischen Herkunft auch als Ordensfrau nicht mehr in Deutschland bleiben konnte. Sie konnte nach Holland fliehen und lebte fortan im Karmel von Echt. Im Jahr 1940 besetzten die Deutschen aber auch die Niederlande, sodass die Gefahr, der sie in Köln entkommen war, sie hier wieder einholte. Im selben Jahr kam ihre Schwester Rosa, inzwischen ebenfalls getauft, zu ihr nach Echt.

Am Sonntag, 26. Juli 1942, ließen die katholischen Bischöfe in allen niederländischen Kirchen einen Hirtenbrief verlesen, in dem sie gegen die Judenverfolgung protestierten. Daraufhin wurden die katholischen Juden von den Nazis als die gefährlichsten Gegner erklärt, die sofort in den Osten deportiert werden müssten.

Am 2. August 1942 wurden Schwester Teresia Benedicta und Rosa von SS-Schergen verhaftet und in das KZ Westerbork gebracht, das als Sammellager diente. Am 7. August setzte sich der Transportzug mit den Gefangenen Richtung Auschwitz in Bewegung. Am 9. August kam der Transport in Auschwitz an. Die große Philosophin und Karmelitin Edith Stein gehörte zu denen, die sofort getötet wurden.

Papst Johannes Paul II. sprach Edith Stein 1987 bei seinem Deutschlandbesuch in Köln selig. Am 11. Oktober 1998 wurde sie in Rom heiliggesprochen und ein Jahr später zur Mitpatronin Europas erhoben.
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